Depression und pathologische Trauer
Der landläufige Begriff „Depression“ wird in der Umgangssprache oft für Lebensphasen gebraucht, in denen es einem Menschen psychisch nicht gut geht. Solche Stimmungstiefs kennen wir wohl alle.
Einschneidende oder traurige Ereignisse, z.B. ein Todesfall oder die Trennung von einem geliebten Menschen, der Verlust von Arbeitsplatz oder finanzieller Sicherheit oder andere traumatische Erfahrungen können uns so erschüttern, dass wir in ein tiefes seelisches Loch fallen. Man bezeichnet solche Ereignisse auch als "Auslöser" einer Depression.
Es kann Tage, Wochen, manchmal sogar einige Monate dauern, bis sich eine solche gedrückte Stimmung wieder bessert. Jeder Mensch braucht seine individuelle Zeit für die seelische Verarbeitung und Bewältigung von Trauer, Enttäuschung und Unsicherheit. Es ist beruhigend zu wissen, dass diese Reaktion völlig verständlich und normal ist.
Unterstützende Gespräche und Psychotherapie sind meist schon ein wirksames Mittel für viele Betroffene, aus der negativen Stimmung allmählich wieder herauszufinden und die Traurigkeit zu überwinden. Neben den therapeutischen Gesprächen ist es sinnvoll, sich zusammen mit dem Therapeuten eigene negative Denkmuster bewusst zu machen und diese nach und nach zu verändern.
Wenn sich depressive Symptome wie Niedergeschlagenheit, Traurigkeit, eine Art von Gefühllosigkeit, Antriebslosigkeit, Desinteresse an vorher schönen Dingen oder Schlaf- und Appetitstörungen allerdings nicht in absehbarer Zeit wieder bessern, ist es ratsam, sich medizinische Hilfe zu holen. Denn es könnte sich auch um eine schwere, krankhafte Depression handeln, die sich aufgrund organischer Ursachen gebildet hat.
Daher ist es wichtig, zuerst einmal häufige körperliche Ursachen durch den Hausarzt ausschließen zu lassen:
- Schilddrüsenfunktionsstörungen und andere hormonelle Störungen
- Herz-/Kreislauferkrankungen, Blutdruckprobleme
- chronische Schmerzen
- Krebserkrankungen
- Demenz-Erkrankungen
- Suchterkrankungen und Substanzmissbrauch(z.B. Alkoholismus, Cannabis- oder Ecstasymissbrauch)
- Medikamentennebenwirkungen (z.B. Antibiotika)
- Stoffwechselstörungen und Funktionsstörungen im Gehirn (z.B. chemisches Ungleichgewicht bei Botenstoffen wie Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Acetylcholin, GABA)
Im Falle einer körperlichen Ursache muss diese natürlich vorrangig behandelt werden - dann verschwinden oft auch die depressiven Symptome.
Bei Hirnstoffwechselstörungen kommt eine ausgleichende medikamentöse Therapie mit sogenannten Antidepressiva zum Einsatz. Das chemische Ungleichgewicht im Gehirn wird ausgeglichen, die Nervenzellen können wieder normal funktionieren und in der Folge normalisiert sich damit auch die Stimmungslage allmählich wieder. Diese medikamentöse Behandlung gehört allerdings in die Hand eines psychiatrischen Facharztes und kann nicht durch Psychologen oder Psychotherapeuten geleistet werden.
Auf körperlicher Ebene gibt es neben der Behandlung mit Antidepressiva auch andere wirksame Therapieansätze wie z.B. Lichttherapie, Schlafentzug oder TMS (transkranielle Magnetstimulation), die oft überraschende Erfolge bringen können. Auch körperliche Bewegung in frischer Luft tut vielen Menschen sehr gut.
Glücklicherweise sind Depressionen im Allgemeinen gut behandelbar und wieder vollständig heilbar - auch wenn der depressive Patient sich in der Krankheitsphase gar nicht so recht vorstellen kann, dass er wieder gesund werden wird.
Wie lange allerdings eine depressive Phase dauert, kann man nicht so genau vorhersagen - aber dass eine Depressionsphase irgendwann auch wieder ein Ende hat, das ist sicher.